Details
HAL-Plan
Beschreibung

Die Maßnahme „HAL-Plan“ unterstützt gezielt die stadtentwicklungspolitischen Ziele der Stadt Halle (Saale) und bietet eine innovative Antwort auf aktuelle Herausforderungen der Stadtplanung. Halle (Saale) verfügt derzeit über ein unzureichendes Angebot an Gewerbeflächen – insbesondere zusammenhängende Flächen ab zwei Hektar sind rar. Dies erschwert die Ansiedlung neuer Unternehmen sowie die Erweiterung bestehender Betriebe, obwohl die Nachfrage deutlich über dem vorhandenen Angebot liegt. Zusätzlich wirkt sich die kleinteilige Verteilung der verfügbaren Flächen nachteilig auf eine strategische und effiziente Flächennutzung aus.
Gleichzeitig steht Halle – wie viele deutsche Städte – vor der Aufgabe, vielfältige Anforderungen an eine lebenswerte, zukunftsorientierte Stadt in Einklang zu bringen. Dazu gehören neben der Gewerbeflächenentwicklung auch Themen wie Wohnungsbau, Mobilität und Klimaanpassung. Diese komplexen Wechselwirkungen zwischen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Faktoren erfordern einen integrierten und datenbasierten Planungsansatz.
Der HAL-Plan setzt hier an: Als urbaner digitaler Zwilling bündelt und visualisiert er relevante Daten aus verschiedenen Bereichen der Stadtentwicklung, um fundierte und vernetzte Entscheidungen zu ermöglichen. Die eigens entwickelte Software umfasst drei zentrale Module:
- Flächenmanagement-Tool: Kataster mit Standortdaten und Visualisierung von Gewerbeflächen und Immobilienangeboten
- Planungstool: Software zum Erstellen von Planungsszenarien
- Ökologietool: Software für die Analyse und Bewertung von Umwelteinflüssen auf Planungsgebiete
Projektverlauf

Der HAL-Plan entstand aus einem intensiven, mehrstufigen Entwicklungsprozess, der sich über mehrere Jahre erstreckte und auf breiter Beteiligung sowie fundierter fachlicher Zusammenarbeit basierte. Den Auftakt bildete eine einjährige Konzeptionsphase, die durch einen externen Dienstleister begleitet wurde. In diesem Zeitraum fanden insgesamt 21 themenspezifische Workshops mit den Fachbereichen Städtebau & Bauordnung, Mobilität, Umwelt, dem Dienstleistungszentrum Klimaschutz, sowie der Abteilung IT & Digitale Verwaltung statt. Ergänzt wurden diese durch zahlreiche bilaterale Abstimmungen, um konkrete Anwendungsfälle zu identifizieren und zu spezifizieren.
Nach Abschluss der Konzeption wurde die übergreifende Strategie vom Stadtrat beschlossen. Mit der Verabschiedung ging die Bereitstellung der notwendigen Haushaltsmittel einher, wodurch die Grundlage für die technische Umsetzung geschaffen wurde. Im Anschluss daran wurde ein europaweites, offenes Vergabeverfahren eingeleitet. Grundlage hierfür war das während der Strategiephase erstellte Lastenheft. Nach Durchführung der Submission und Auswahl des geeigneten Dienstleisters konnte die technische Entwicklung beginnen.
Das beauftragte Unternehmen entwickelte ein erstes funktionsfähiges Softwaremodell (Minimal Viable Product), das in enger Abstimmung mit den beteiligten Fachbereichen der Stadt getestet und iterativ weiterentwickelt wurde. Besonderer Wert wurde dabei auf praxistaugliche Funktionen und anwenderfreundliche Interfaces gelegt.
Mit dem erfolgreichen Abschluss der Entwicklungsphase folgte die Einführung des HAL-Plans in die städtischen Verwaltungsabläufe sowie erste Beteiligungsformate für die Öffentlichkeit. Zur weiteren Verbreitung und Skalierung des Projekts wurde eine Medienkampagne gestartet. Zusätzlich wurde der HAL-Plan auch anderen Kommunen als Testversion zur Verfügung gestellt. So erhielt die Stadt Halle (Saale) wertvolles Feedback für die Weiterentwicklung und konnte zugleich den interkommunalen Erfahrungsaustausch fördern.
Bislang sind die folgenden Daten integriert:
- Geodaten des Landes Sachsen-Anhalt: Flächennutzungspläne, Bebauungspläne, Landschaftsschutzgebiete, Flurstücksdaten
- 3D-Daten: Luftbilder und 3D-Stadtmodelle
- Immobilienbestände: bestehende Datenbanken
- Grünflächenkataster (aktuell in der Einbindung)
Die Software HAL-Plan ermöglicht damit die Optimierung von Verwaltungsverfahren und Beteiligungsprozessen, erhöht die Planungssicherheit und erleichtert Entscheidungsfindungen in zunehmend komplexeren Stadtentwicklungsprozessen. HAL-Plan funktioniert webbasiert und ist sowohl auf klassischen Rechnern als auch auf mobilen Geräten und digitalen Planungstischen nutzbar.
Mehrwert

Der HAL-Plan stellt ein innovatives Instrument dar, das die Planung und Entwicklung von Gewerbeflächen zu lebendigen Wirtschaftsquartieren, aber auch Wohnquartieren intelligent unterstützt. Durch die optimierte Nutzung bestehender Flächen, die Revitalisierung von Brachflächen und die erhöhte Sichtbarkeit von Flächenangeboten wird die Ansiedlung neuer Unternehmen sowie das effiziente Gewerbeflächenmanagement erleichtert. Dabei werden verschiedene Faktoren berücksichtigt, wie die Verbesserung der infrastrukturellen Anbindung, die Integration von Klimadaten zur Stärkung der ökologischen Resilienz und die Förderung von Energie- und Ressourceneffizienz.
Ein besonderes Merkmal des HAL-Plans ist sein beteiligungsorientierter und kollaborativer Ansatz in der Stadtentwicklung. Durch die Einbindung unterschiedlicher Akteure entsteht ein multiperspektivischer Prozess, der nachhaltige Lösungen für die Gewerbeflächenentwicklung fördert. Die eingesetzten digitalen Tools ermöglichen eine transparente Planung, Simulation und Visualisierung, wodurch Verwaltungsverfahren optimiert, Beteiligungsprozesse verbessert und die Planungssicherheit erhöht werden.
Im Einklang mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) 2025 zielt der HAL-Plan darauf ab, Halle (Saale) als Technologie-, Wirtschafts- und Dienstleistungsstandort zu stärken und eine marktorientierte Gewerbegebietsentwicklung voranzutreiben. Ein konkretes Beispiel hierfür ist die Entwicklung eines Modellquartiers im halleschen Osten, das durch ein Wirtschaftsförderungskonzept ergänzt wird. Der urbane digitale Zwilling des HAL-Plans unterstützt diese Ziele direkt, indem er digitale Instrumente und datenorientierte Prozesse für eine innovative Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung einsetzt. Durch die Integration ökologischer Aspekte, wie Temperaturen und Niederschlagsmuster, in die Planung werden Entscheidungsfindungen in komplexen urbanen Kontexten erleichtert und die Nachhaltigkeit der Stadtentwicklung gefördert.
Fazit & Ausblick

Der HAL-Plan hat sich als wegweisendes Instrument in der Stadtentwicklung von Halle (Saale) etabliert, indem er digitale Technologien mit partizipativen Planungsprozessen verbindet. Durch die enge Zusammenarbeit des Smart-City-Teams mit verschiedenen Fachbereichen wurden klare und praxisnahe Anwendungsfälle identifiziert, die eine effiziente und nachhaltige Stadtplanung ermöglichen. Die Anwendung der OKR-Methode gewährleistete dabei eine zielgerichtete und messbare Umsetzung der Projektziele.
Ein bedeutender Meilenstein war die schnelle Bereitstellung eines Minimal Viable Products, das frühzeitig in der Praxis getestet und iterativ verbessert wurde. Diese nutzerzentrierte Entwicklungsstrategie stellt sicher, dass der HAL-Plan den realen Anforderungen der Stadtverwaltung und der Bürgerinnen und Bürger entspricht.
Die Skalierbarkeit des HAL-Plans ermöglicht eine schrittweise Ausweitung von quartiersbezogenen Projekten auf die gesamte Stadt und perspektivisch auf die Region. Die Integration bestehender Open-Source-Komponenten fördert zudem die Kompatibilität mit anderen Systemen und erleichtert die Übertragbarkeit auf weitere Kommunen. Die enge Kooperation mit dem Saalekreis dient dabei als Modell für interkommunale Zusammenarbeit und könnte als Vorbild für andere Regionen dienen. Aktuell wird die Anwendung des HAL-Plans in der Landeshauptstadt Magdeburg erprobt, was das Potenzial für eine landesweite Nutzung unterstreicht.
Zukünftig ist geplant, den HAL-Plan durch die Integration von Echtzeit- und Sensordaten, wie Bodenfeuchte, Lärmmessungen und Temperaturdaten, weiter zu verbessern. Die Anbindung an die urbane Datenplattform der Stadt Halle (Saale) sowie die Erweiterung um KI-Komponenten und Open-Data-Module für Analyse-Tools werden die Funktionalität und Aussagekraft des Systems weiter erhöhen.
Für den dauerhaften Betrieb des HAL-Plans werden verschiedene Modelle geprüft, darunter interkommunale Entwicklungspartnerschaften, kommunaler Eigenbetrieb oder der Betrieb durch einen externen Dienstleister. Aktuell erfolgt der Serverbetrieb noch über einen Dienstleister, soll jedoch zukünftig auf städtische Server für den urbanen digitalen Zwilling übertragen werden, um eine nachhaltige und sichere Nutzung zu gewährleisten.
Weiterführende Informationen
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