Zum Hauptinhalt springen

Details

hin&weg: Visualisierungs- und Analysetool für Wanderungsdaten – Ein Anwendungsbeispiel bei der Stadt Leipzig

Ort:
u.a. Stadt Leipzig
Einwohnerzahl:
mehr als 100.000
Themenfeld/er:
Daseinsvorsorge  
Verwaltung  
Wirtschaft  
Projektträger:
Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL)
weitere Projektbeteiligte:
Deutsches Institut für Urbanistik (Difu), Stadt Leipzig und 16 weitere Pilotkommunen außerhalb Sachsens
Projektlaufzeit:
Seit 2004
Projektstatus:
In Nutzung
Gesamtkosten:
Die Anwendung „hin&weg“ steht kostenlos zur Verfügung
Finanzierung/Förderung:
Programm "Leibniz-Transfer" und IfL-Haushalt

Projektbeschreibung

Innerstädtische Umzüge, Stadt-Umland Wanderungen und Pendlerverflechtungen zu verstehen ist eine Voraussetzung für strategische, faktenbasierte Entscheidungen. Kommunalverwaltungen verfügen zwar über die Daten, haben jedoch oft nicht die nötigen Ressourcen und Kapazitäten, um diese umfassend zu analysieren. Mit der Anwendung „hin&weg“ ist es möglich, solche Bewegungen einfach auszuwerten und darzustellen. Entwickelt wurde die Software am Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) in enger zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Kommunalpraxis. Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) unterstützte den Transfer in die Kommunen. Das Analyse- und Visualisierungstool steht kostenfrei zur Verfügung und ist intuitiv nutzbar – auch ohne umfassende Vorkenntnisse oder Internetverbindung. Damit ist es auch für den Einsatz in statistischen Abteilungen geeignet. Mit hin&weg lassen sich aktuelle Erkenntnisse zu räumlichen Entwicklungsprozessen sowie Stadt-Umland-Verflechtungen in Städten, Gemeinden und Landkreisen unkompliziert gewinnen. Die Ergebnisse können in Form von Karten, Tabellen oder Diagrammen aufbereitet und gezielt für die politische Kommunikation oder den Dialog mit Bürgern genutzt werden. Schon der Vorgänger der Anwendung wurde vom Stadtplanungsamt zur Beobachtung des Wohnungsmarktes genutzt.

 

Projektverlauf

Das Projekt „hin&weg“ geht auf die 1990er Jahre zurück, als das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) begann, kleinräumige Wanderungsbewegungen in Deutschland zu analysieren. Auf Basis dieser Forschung entstand 2004 die erste nicht öffentliche Version der Software, die Wanderungsbeziehungen mit statischen Karten visualisierte und damit die Grundlage für die weitere Entwicklung legte.

In den folgenden Jahren wurde „hin&weg“ kontinuierlich verbessert – in enger Zusammenarbeit mit 18 kommunalen Praxispartnern, darunter die Stadt Leipzig. Die Stadt war bereits in den 2000er Jahren unter den ersten Anwendern (Stadtplanungsamt zur Beobachtung des Wohnungsmarktes), weshalb das IfL die Stadt auch in die Neuprogrammierung einbezog. Die Entwicklung erfolgte schrittweise: Nach jeder Phase testeten Kommunen das Tool und diskutierten die Ergebnisse in Workshops, um gezielt Verbesserungen voranzutreiben. Seit 2019 setzt auch das Amt für Statistik und Wahlen der Stadt Leipzig das Tool ein, um beispielsweise die innerstädtische Migration ausländischer Staatsangehöriger sowie die Stadt-Umland-Wanderung von Familien zu analysieren und anschaulich darzustellen. Die Entwicklungsphase wurde im Mai 2022 abgeschlossen. Seitdem betreibt das IfL die Software und stellt sie Kommunen sowie der Zivilgesellschaft zur Verfügung.

Mehrwert

Die Anwendung „hin&weg“ bietet Kommunen vielseitige Vorteile: Sie ermöglicht neue Einblicke in räumliche Entwicklungsprozesse, die über herkömmliche Methoden hinausgehen, und nutzt vorhandene Bewegungsdaten zielgerichtet, ohne die Datenhoheit der Kommunen zu gefährden. Durch fundierte Analysen und anschauliche Visualisierungen werden Planungs- und Entscheidungsprozesse optimiert sowie die Kommunikation zu sozialräumlichen Entwicklungen transparenter gestaltet. Zusätzlich fördert hin&weg den Austausch von Erfahrungswissen zwischen Kommunen und der Forschung innerhalb der Nutzergemeinschaft, unterstützt die Diskussion über „Open Data“ und stärkt die Öffentlichkeitsarbeit durch aufmerksamkeitsstarke Visualisierungen, die die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt fördern können.

Fazit & Ausblick

Für die Stadt Leipzig ist insbesondere die im Aufbau befindliche Webanwendung von großem Interesse. Eine zentrale Plattform, auf der Städte ihre eigenen Eingabedaten nutzen und die Anwendung nahtlos in ihre Websites einbinden können, wäre eine wertvolle Erweiterung.

Langfristig soll „hin&weg“ auch Bürgern zugänglich gemacht werden. So hätten sie die Möglichkeit, interaktive Werkzeuge und Visualisierungen zu nutzen, um ihre Bewegungsdaten datenschutzkonform selbst auszuwerten. Gleichzeitig könnte die Software helfen, Veränderungen im eigenen Wohnumfeld oder in der Heimatregion besser nachzuvollziehen. Dies setzt jedoch voraus, dass Kommunen bereit sind, relevante Daten über ihre Open-Data-Portale öffentlich bereitzustellen – unter Wahrung des Datenschutzes und des Statistikgeheimnisses. Besonders bei der Darstellung kleinräumiger, innerstädtischer Wanderungen oder anderer Bewegungsdaten ergeben sich dadurch Einschränkungen für die öffentliche Nutzung.

Weiterführende Informationen

Kontaktdaten

Jonathan Gescher
Wissenschaftlicher Mitarbeiter/Researcher
Leibniz-Institut für Länderkunde e.V.
Schongauerstr. 9,  04328,  Leipzig,  Deutschland
+49 341 600 55-158

Zur Webseite des Projektträgers  

Beispiel teilen